Die Verwechslung (LESEPROBE 3)
Die nächste Geschichte, die ich euch erzählen möchte stammt aus meiner Anfangszeit als Pflegeassistentin. Spätdienst.
Wir hatten eine Bewohnerin, sie wollte nur mit Fräulein angesprochen werden. Sie war klein und korpulent. Ihre Zimmernachbarin war auch klein, nicht so korpulent. Beide im Rollstuhl, beide demenziell verändert.
17.00Uhr, Abendbrot für alle Bewohner*innen. Satt, jetzt ging es los, alle wollten zur gleichen Zeit ins Bett. Ins Bett, riefen 10 Bewohner*innen gleichzeitig. Fräulein rief: Ins Bett, ihre Nachbarin wollte auch ins Bett. Ok, erst Fräulein, dachte ich mir. Ich fuhr Fräulein in Ihrem Rollstuhl ins Zimmer. Jetzt abendliche Pflege.
Ausziehen, frisch machen, eincremen, Nachthemd anziehen. Komisch, Nachthemd von Fräulein seeeehr eng, gestern passte es noch. Ok, weiter, Zahnprothese in die Dose, fertig. Geschafft, gute Nacht meine Liebe. So, der Nächste. Fräuleins Nachbarin gab keine Ruhe. Ok, sie ist die nächste. Das gleiche Prozedere, ausziehen, frisch machen u.s.w.
Komisch, was geht denn hier ab, wieso ist Ihr Nachthemd zu groß? Egal, weiter machen, fertig, ab ins Bett. Gute Nacht, meine Liebe. Feierabend, wünsche dem Nachtdienst eine ruhige Nacht, bis morgen früh. Am nächsten Morgen komme ich ins Schwesternzimmer. Meine Kollegen fingen laut an zu lachen, als sie mich sahen. He, was geht, Leute? Um das ganze abzukürzen.
Der Nachtdienst stellte fest, dass Fräulein nicht in Ihrem Bett lag und Ihre Nachbarin lag auch nicht in Ihrem Bett. Ok, deswegen passten auch die Nachthemden nicht. Oje, jetzt schossen mir die Prothesen, falschen Zahnbürsten in den Kopf. Alles gut, Bewohner*innen wurden umgelegt, jetzt musste ich auch lachen.
So, ihr lieben Leser, kein Mensch ist perfekt, Fehler werden gemacht.
Ich liebe meinen Beruf.